Die ersten Fachgruppen entstanden aus dem Strategieprozess des Spitzenclusters microTEC Südwest, der zwischen 2011 und 2013 durchgeführt wurde. Die fünf aktiven Fachgruppen von microTEC Südwest, Drucktechnologien, In-vitro-Diagnostik, Mikromedizintechnik, Oberflächen und Smart Systems Integration, erfahren auch nach 10 Jahren starkes Interesse und sind Ausgangspunkt für zahlreiche neue Vereinsmitglieder.

Am 21. November 2023 feierten über 30 Teilnehmende der Fachgruppe Drucktechnologien das 10-jährige Bestehen ihrer Fachgruppe beim Gründungsmitglied Robert Bosch in Renningen. Nach einem Grußwort des microTEC-Südwest-Vorstandsmitglieds Dr. André Kretschmann präsentierten die drei geladenen Vortragenden, Dr. Wolfgang Clemens von PolyIC, Prof. Uli Lemmer vom KIT sowie Dr. Thomas Kraft von VTT in Finnland, allesamt Pioniere des funktionalen Drucks, ihre Erfolgsgeschichten und Inspirationen. Nach einem Rückblick auf 10 Jahre Fachgruppe mit vielen Erinnerungen und gemeinsamen Erfolgen blieben die Mitglieder und Gäste noch zum Netzwerken zusammen. In den letzten 10 Jahren nahmen insgesamt über 700 Teilnehmende an den 32 Sitzungen teil, über 100 Fachvorträge wurden gehalten sowie über 25 Rundgänge in Laboren und Fertigungen durchgeführt. Nur während der Pandemie wichen die Fachgruppen auf Online-Sitzungen aus, teilweise mit Video- oder Online-Rundgängen.

Hochkarätige Gastredner aus dem In- und Ausland zeigen aktuelle Entwicklungen

Dr. Wolfgang Clemens (PolyIC GmbH & Co. KG) ging in seinem Beitrag „Touch Sensor Solutions for innovative (HMI) Human Machine Interfaces“ auch auf die Anfänge des Unternehmens ein, das als Joint Venture von Siemens und Kurz 2003 gegründet und 2010 zu 100% von Kurz übernommen wurde. Mittlerweile fokussiert sich PolyIC auf kapazitive Berührungssensoren. PolyIC nutzt Rolle-zu-Rolle-Druckverfahren und zielt auf hohe elektrische Leitfähigkeiten, hohe optische Qualitäten sowie dünne, flexible, leichte Produkte. Anhand zahlreicher Anwendungsbeispiele gab Wolfgang Clemens Einblicke in die Fertigungs- und Integrationstechnologien sowie in die Vielfalt der Produkte in unter-schiedlichen Märkten. Die mitgebrachten Exponate zogen in den Pausen die Teilnehmenden an und waren Anlass für vertiefende Gespräche.

Im Vortrag „(Opto)electronic devices by printing technologies“ schilderte Prof. Uli Lemmer (Karlsru-her Institut für Technologie) wie in enger Kooperation mit dem InnovationLab sowie dem Exzellenz-cluster 3D Matter made to order, aber auch weiteren BMBF-geförderten Förderprojekten die Tech-nologie zur Herstellung optoelektronischer Komponenten mittels Drucktechnologien fortschreitet. Zuerst ging Uli Lemmer auf den Siebdruck von thermoelektrischen Materialien ein, die am KIT Cam-pus Nord im Zeiss InnovationHub gefertigt werden. Anschließend schilderte er, wie perovskit-basierte Solarzellen bzw. Röntgendetektoren mittels Inkjet gedruckt werden. Bei der Erstellung der Röntgendetektoren wird eine Falttechnologie ähnlich Origami verwendet, die bereits in verschiede-nen Anwendungen erprobt wurde. Auch optische Elemente wie dielektrische Spiegel werden im KIT gedruckt.

Einen Einblick in das finnische Drucktechnologie-Ökosystem bot Dr. Thomas Kraft (VTT Printed Intel-ligence, FI), der online zugeschaltet wurde, mit seinem Beitrag „Finland’s Printed Intelligence Pio-neers: The roll-to-roll printed electronics pilot lines at VTT“. VTT verfügt über verschiedene For-schungsinfrastrukturen, u.a. PrintoCent für Printed Intelligence. Seit rund 25 Jahren werden Rolle-zu-Rolle-Prozesse genutzt, um gedruckte Elektronik oder andere Funktionalitäten zu drucken. Schwerpunkte sind Elektronik, Wearables und Diagnostik. Rund um Oulu ist seither ein Industrieclus-ter von über 40 Unternehmen entstanden, die in unterschiedlichen Stufen der Wertschöpfung aktiv sind. VTT fertigt flexible Substrate, beschäftigt sich mit der Assemblierung von SMD-Komponenten, Post Processing sowie struktureller Integration z.B. mit In-Mould-Verfahren oder verschiedenen La-minierungsprozessen, auch in Textil.

Erfolgsfaktor der Fachgruppen

Für die Initiierung der Fachgruppen in 2013 war ein zentrales Merkmal, dass die Fachgruppen inhaltlich durch die Mitglieder des Vereins getrieben werden – vertreten durch die Fachgruppensprecher und Fachgruppensprecherinnen jeweils aus der Industrie und aus der Wissenschaft. Dieses Konzept geht auf, denn so sind die Fachgruppen immer am Puls der Zeit, beschäftigen sich mit aktuellen Trends und Themen, gewinnen über Vermittlung der Fachgruppenmitglieder hochkarätige Vortragende und schaffen so große Mehrwerte bei den Mitgliedern. So gilt seither, dass die Fachgruppen offen sind für Gäste. Die Termine werden auf der Website von microTEC Südwest veröffentlicht.